Liebe Leser!

wie versprochen möchte ich euch dieses Mal über die Vorschule berichten und erklären, wie ich dort eure Spendengelder brauchen kann. Doch damit müsst ihr euch noch einen Blogartikel gedulden, denn zuerst muss ich euch beschreiben, wie es in dem Viertel der Vorschule zugeht…
Es ist wirklich ein ganz besonderes Viertel, besonders afrikanisch, besonders lebendig, einfach besonders besonders!

Meine Arbeitsstelle liegt in dem Viertel namens „Djidjé“, einem Vorort des großen, zentralen Marktes „Dantokpa“, gelegen an der Lagune.

Lagune! Ja,  jetzt stellt ihr euch wahrscheinlich einen romantischen Urlaubsort vor. Fischerboote, die in den Buchten treiben, Cafés und Bars an jeder Ecke, Möwen die die Krümel der Eiswaffel aufpicken, Cappuccino-Geruch liegt in der Luft.
Da muss ich euch jedoch leider enttäuschen! Hier in Djidjé gibt es kein Café, in dem man mit einem Cappuccino in der Hand den Ausblick genießt und Krümel werden wohl eher von Wildschweinen, Ziegen oder Hühnern aufgepickt, als von Möwen.
Ja, Djidjé ist ein wirklich ganz sonderbares Viertel.

Doch wie sonderbar?
Es ist wirklich schwierig zu beschreiben, man muss es selbst erlebt haben! Mittlerweile ist das Viertel, so geplagt es auch von Armut, Dreck und Müll ist, wirklich zu meinem absoluten Lieblingsviertel der Stadt geworden.
Warum?
Das kann ich euch selbst nicht erklären! Vielleicht sind es die Kinder, die einem singend an den Straßenecken begrüßen! Vielleicht ist es auch das quirlige Treiben zu morgendlicher Marktaufbruchsstimmung. Oder ist es einfach die gemütliche und ungeplante Lebensweise, die mich hier so fasziniert!?
Ich habe versucht meine morgendlichen Eindrücke durch das Viertel auf dem Weg zur Vorschule in Worte zu fassen…

„Grand caniveau“ heißt der dreckverschmutzte Kanal, der zum Viertel Djidjé führt.
Sobald ich jeden Morgen die Holzbrücke überquere und mir dabei der Duft von Abwasser und Müll in die Nase steigt, so weiß ich, ich bin in Djidjé.
Marktfrauen kommen mir entgegen. Mit ihren rauen Stimmen preisen sie ihre Waren an, die sie im Gleichgewicht und ohne nur ein kleines bisschen zu wackeln auf dem Kopf tragen. Ein Kind spielt mit einem alten Fahrradreifen, ein anderes trommelt begeistert afrikanische Rhythmen auf seiner selbstgebauten Blechtrommel. Gemischt werden diese Klänge mit den Trompetenmelodien des Nachbarn. Ein Gestank von verbranntem Plastik liegt in der Luft. Ich schaue mich um und entdecke die Rauchschwaden des großen Müllberges, die den Duft bestätigen.

Die Straße wird schlechter. Ausgeschlagene Löcher und Sandboden machen das Manövrieren für mein Motoradtaxi schwer. Bahnt es sich durch die großen Pfützen der Regenzeit, springen die Hühner aufgeregt und gackernd zu Seite. Ein Wildschwein badet genüsslich im Matsch. Eine Frau ruft mir „Yovo“ nach und wünscht mir einen wunderschönen Guten Morgen, während eine andere mich fragt, ob ich gut aufgestanden sei.
Ein alter VW- Bus fährt vorbei, auf dem Dach 5 angebundene Ziegen bereit zur Schlachtung. Mein Blick fällt in den Bus. Derselbe Anblick… ein weiterer Haufen voller Ziegen links und rechts hinein gezwängt bis an den Rand des Fensters. Der Fahrer lässt sich vom dem Geschrei der Ziegen nicht beirren und steuert den Bus um ein großes Schlagloch vorbei Richtung Markt. Schulkinder in brauner Uniform laufen barfuß durch das Wasser. Sie wirken entspannt und keineswegs gestresst.

Ich steige ab, bezahle mein Taxi und setze meinen Weg zu Fuß weiter fort, begrüße eine kleine Gruppe „Yovo“ singender Kinder und schüttel einem Baby die Hand, das mit seiner Windel im Entengang auf mich zu gewatschelt kommt. Ein anderes Baby läuft schreiend vor mir weg, „Hilfe eine Weiße!“. Am anderen Straßenrand entdecke ich einen kleinen Jungen, der gerade sein Duschwasser in einen Eimer füllt. Die Wasserverkäuferin hilft ihm, den schweren Wassereimer auf den Kopf zu stemmen. Aus einer kleinen Blechdachhütte dröhnt Musik.
Eine Frau kommt mir entgegen mit einem riesengroßen Korb auf dem Kopf. Sie läuft aufrecht, die Hände schlackern entspannt neben ihr und auf ihrem Rücken entdecke ich ein neugeborenes Baby, das sie mit einem grün, gelben Stoff liebevoll eingewickelt hat.
Ich kaufe also mein Frühstück. „Reis mit Soße bitte. Mit Gewürz und Zwiebel! Für 150 FCFA (= 25 Cent)“. Den Preis muss man wissen! Weiß man ihn nicht, hat man verloren und zahlt mindestens das Dreifache. Aus der Warmhaltebox bekomme ich meinen Reis in eine Plastiktüte gefüllt, Soße obendrauf und ein gekochtes Ei gibt’s noch geschenkt dazu. Ich helfe ihr, ihren Essenskorb wieder auf den Kopf zu wuchten und bedanke mich.

Mit meinem Frühstück in der Hand geht es weiter, vorbei an den offenen Türen, durch die man in die Wohn- und Schlafzimmer der Wohngemeinschaften schauen kann. Im traditionellen Gewand machen sich die Frauen auf den Weg zum Verkauf, während sich die Männer von ihrer morgendlichen Fischertour erholen.


Ich nähere mich der Lagune.
Das erste Vorschulkind entdeckt mich und läuft mir in die Arme, gefolgt von 15 weiteren. Während ich noch versuche, durch diesen Ansturm nicht umzufallen, nimmt mir auch schon einer meine Tasche ab und trägt sie stolz in die Vorschule. Mein Blick fällt auf meine Füße, gerade noch frisch gewaschen und sauber, jetzt durch den Dreckabdruck der Kinderschuhe gekennzeichnet, wie jeden Morgen! 😉 Der Tag kann also beginnen!

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, in das quirlige Djidjé! Dann kanns jetzt gleich im nächsten Blogartikel weitergehen über die Vorschule selbst und wie ich eure Spendengelder hier brauchen kann!

Gruß,
Vroni