Zwischenseminar in Mumbai

Halbzeit! Bereits mehr als die Hälfte der Zeit meines Freiwilligendienstes ist um. Doch Halbzeit bedeutete für mich und die anderen Freiwilligen von „DonBoscoVolunteers“ auch Zwischenseminar!

Wo fand das Zwischenseminar statt?

Ort des Seminars war das „Provincialhouse“ in Mumbai. Ein weiteres beeindruckendes Projekt der Salesianer hier in Indien. Inmitten des Zentrums der Weltmetropole Mumbai haben die Salesianer einen großen Campus mit viel Spielraum für Kinder errichtet. Hier reiht sich ein Sportplatz an den anderen. Von einem Cricketfeld über einen Hockeykunstrasen und einen Basketballplatz bis hin zu vielen Fußballfeldern ist alles dabei. Unter anderem legen die Salesianer hier auch einen besonderen Fokus auf den Fußball und kooperieren sogar mit dem FC Barcelona, was mich als Fußballfan natürlich begeisterte.

Von wann bis wann fand das Seminar statt?

Vom 09. Februar bis zum 14. Februar.

Wer war alles beim Zwischenseminar dabei?

Geleitet wurde das Seminar von Francesco und Niklas, die bereits unsere vorangegangenen Vorbereitungsseminare in Benediktbeuern geleitet hatten. Insgesamt waren wir 19 Freiwillige. Es war das erste Seminar in Indien mit ausschließlich Volontären aus Indien. In den Jahren zuvor kamen auch Freiwillige aus anderen Ländern Asiens zu diesem Seminar. Abgesehen von den 10 Freiwilligen in der Tiruchy-Provinz sind wir über das ganze Land verteilt. Zwei Mädchen absolvieren beispielsweise ihren Freiwilligendienst im Nordosten, ein weiterer Volontär befindet sich nahe der Grenze zu Nepal ganz im Norden. Andere haben ihr Projekt in Millionenstädten wie der Hauptstadt Neu-Delhi oder Hyderabad.

Was wurde beim Seminar gemacht?

Abgesehen von einem Ausflug am Sonntag hatten wir jeden Tag verschiedene inhaltliche Programmpunkte. Es wurde zurückgeblickt, aber natürlich auch nach vorne geschaut. So erstellten wir einerseits einen Stimmungsbarometer von den vergangenen Monaten seit Antritt unseres Freiwilligendienstes, aber auch eine Timeline, die wir mit unseren Vorhaben in den folgenden Monaten beschrifteten. Außerdem wurde natürlich viel über Probleme und ungewohnte Situationen diskutiert. Da man doch meistens den gleichen Schwierigkeiten während eines Freiwilligendienstes begegnet, konnte man sich gut austauschen und gegenseitig helfen. Gegen Ende gab es beispielsweise auch einen Workshop bei dem wir Tipps und Tricks zum Grundschulunterricht austauschten.

Besuch aus Deutschland

Doch nicht nur das Zwischenseminar war ein tolles Ereignis im Februar. Denn ich bekam auch Besuch von meiner Schwester und drei Freunden! Direkt im Anschluss an das Seminar landete ihr Flugzeug in Mumbai und ich konnte die vier am Flughafen empfangen. Ich reiste mit ihnen fünf weitere Tage Richtung Süden, bis ich mich wieder auf den Weg zurück in mein Projekt machte.

Auf unserer Reise waren wir …

… zu Beginn natürlich in Mumbai. Wir blieben noch zwei weitere Tage dort. Anschließend ging es für einen Tag nach Bijapur, um dann noch zwei Tage in Hampi zu verweilen.

In Mumbai waren wir beim berühmten „Gateway of India“, durch das früher Reisende und Händler Indien betraten. Direkt nebendran warfen wir noch einen Blick auf das luxuriöse „Taj-Mahal-Hotel“. Weitere Sehenswürdigkeiten, die wir besuchten, waren eine Moschee im Meer, die über einen Steg zugänglich ist, und der altehrwürdige „Chhatrapati Shivaji Terminus“-Bahnhof im Stadtzentrum. In Bijapur besuchten wir das dortige Mausoleum mit einem der größten Kuppeldächern der Welt. Vor allem das Echo war ein cooles Erlebnis. In Hampi ging es zu vielen verschiedenen Hindutempeln.

Mein persönliches Highlight war …

… natürlich das Wiedersehen mit meiner Schwester und meinen Freunden. Es war eine echt sehr tolle Zeit mit ihnen und es hat mir wider Erwarten Spaß gemacht den Reiseguide zu spielen. Ich hatte anfangs eigentlich gar keine so große Lust die Reise zu managen. Doch schlussendlich hat es mir großen Spaß bereitet, meinen Freunden das Land Indien zu zeigen.

Auch sie waren – glaube ich – ganz froh, dass sie mich als Reisebegleiter die ersten Tage dabeihatten. Vor allem Mumbai war aufgrund des Verkehrs, der Lautstärke und der großen Armut doch sehr erdrückend und nicht gerade empfehlenswert für die ersten Tage allein in Indien.

Unser merkwürdigstes Erlebnis hatten …

… wir mit einem kleinen indischen Jungen in Bijapur. Als wir gerade das dortige Mausoleum besichtigten, fiel uns auf, dass ein kleiner Schuljunge nicht von unserer Seite wich. Im Gegensatz zu den anderen Indern, die teils ungefragt einfach Fotos von uns schossen, lief er ohne besonders Aufzufallen einfach hinter uns her. Zu Beginn fanden wir das noch recht lustig und süß, aber als er dann auch noch mit uns durch die Stadt lief, um die anderen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, fanden wir das dann doch recht merkwürdig. Der Höhepunkt der Geschichte war als er dann auch mit uns ins Restaurant ging. Dort vermittelten wir ihm via Kellner, dass wir bereits am Mittag weiter nach Hampi müssen und wir uns dann sowieso trennen müssen. Schlussendlich schickte der Kellner ihn dann weg. Da wir danach wirklich direkt weiter nach Hampi reisten, war das dann doch die beste Entscheidung. Eine merkwürdige Erfahrung!

Wir haben gelernt …

… richtig zu verhandeln. Selbst dann, wenn die Rikshaw-Fahrer nach einigem Hin und Her den scheinbar niedrigsten Preis für eine Tagesrundfahrt anbieten. Es geht immer noch billiger! Diese Erfahrung machten wir mitunter in Hampi. Nach einem Museumsbesuch bot uns ein Fahrer eine fünfstündige Tour zu den großen Tempeln in der Umgebung an. Da wir zu fünft unterwegs waren, benötigten wir zwei Autos. Als wir wenig Interesse zeigten ging er bis auf 300 Rupien pro Person herunter. Da uns das offensichtlich immer noch zu viel war, bot er uns einen „Special“-Preis für 250 Rupien pro Person an. Wir entschlossen uns zu frühstücken und dann eine Entscheidung zu fällen. Wir beschlossen den Preis auf 200 Rupien herunterzuhandeln oder andernfalls zu Fuß laufen. Der Fahrer beteuerte uns, dass wir keinen billigeren Preis als seinen finden werden. Doch wir blieben hart und liefen los zum nächsten Tempel. Keine 100 Meter waren wir gelaufen, da kamen zwei Rikshaws von hinten angebraust, um uns für insgesamt 1000 Rupien zu den verschiedenen Tempeln zu fahren. Am Ende des Tages stellten wir fest, dass der Deal ein sehr guter gewesen ist, da wir zu Fuß niemals so viele Plätze hätten besuchen können. Well done!

Der Schreckmoment unserer Reise war …

… in der Straßenbahn in Mumbai bzw. auf dem Bahnsteig. In Mumbai waren wir fast ausschließlich mit „Railway“ und „Metro“ unterwegs, da vor allem die „Railwayfahrten“ sehr billig sind. Dementsprechend nutzen auch viele Inder diese Fortbewegungsmöglichkeit. Dadurch sind die Bahnsteige und die Straßenbahnen oft überfüllt. Selbst die Straßenbahnen zum Schwarzwaldstadion des Sc Freiburgs sind an Spieltagen noch recht harmlos dagegen. Richtig lustig wird es dann, wenn bei den großen Bahnhöfen die Inder wie von der Tarantel gestochen aus den Zügen und in die Züge rennen. So liefen wir gerade nichtsahnend die Treppe zum Bahnsteig hinunter als plötzlich eine riesige Menge an Menschen uns entgegenkam. Ich war glücklicherweise bereits unten, doch Anne und Teresa steckten noch auf der Treppe fest. Das blanke Entsetzen in ihre Gesichter geschrieben, schafften sie es irgendwie sich einen Weg am Geländer entlang nach unten zu bahnen. Der stressigste Moment der Reise, und das gleich am ersten Tag!

Richtig nervig war …

… definitiv die Reise zurück ins Projekt. Da ich pünktlich zu Felix Geburtstag wieder in Keela Eral sein wollte, verließ ich unsere fünfköpfige Reisegruppe bereits am 19. Februar. Um 23 Uhr abends ging es los von Hampi Richtung Bangalore. Knapp 24 Stunden und 6 Busse später war ich dann endlich zuhause. Alleine reisen ist furchtbar langweilig und anstrengend!

Zweiter Besuch aus Deutschland und zwei Geburtstage

Doch wie bereits erwähnt wurde es die Tage nach der Reise nicht ereignisarmer. Zum einen waren gerade meine Vorgängerinnen aus Deutschland da. Anna-Lena und Sophie hatten 2014/15 ihren Freiwilligendienst in Keela Eral absolviert. Mit Sophie hatte ich mich auch schon im August in Freiburg getroffen, um etwas über meinen anstehenden Freiwilligendienst in Indien zu erfahren. Auch die Fathers, Hosteljungs und die Kids freuten sich sehr über ihre Wiederkehr Die beiden blieben eine Woche hier und waren damit auch an Felix Geburtstag dabei. Doch da eine Fete nicht genug gewesen wäre, stand am darauffolgenden Tag der Geburtstag von Lydia aus Vilathikulam auf dem Programm. Wie bereits an Annas Geburtstag im Januar gaben Felix, Brother Rubin (ehemals in Keela Eral, nun in Vilathikulam) und ich einen Tanz zum Besten.

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Kuchenanschnitt an Felix Geburtstag!

Anfang März kamen dann meine Schwester und meine Freunde nochmals vorbei, um auch mein Projekt hier in Keela Eral zu besuchen. Sie waren die dazwischenliegenden Wochen alleine weitergereist. Es war unglaublich toll, ihnen die vielen Dinge und Menschen vor Ort zu zeigen. Mein persönliches Highlight war der Besuch der Grundschule als alle 60 Kinder gemeinsam die Actionsongs sangen, die Felix und ich ihnen beigebracht hatten. Als Belohnung gab es Gummibärchen aus Deutschland, die fälschlicherweise als „German Chocolate“ aufgefasst wurden! Lustig war auch der Besuch der Post in Keela Eral als wir insgesamt 39 Postkarten Richtung Europa schickten und eine ganze Weile mit Briefmarkenaufkleben beschäftigt waren. Ich hatte viel Spaß meinen Freunden hier die Leute und meine Arbeit vorzustellen. Man kann so viel telefonieren wie man will, es ist nicht das gleiche wie wenn man selbst alles mit eigenen Augen sieht. An dieser Stelle: vielen Dank für euren Besuch!