„Science Exhibition“ im College

Kaum zurück aus dem Urlaub standen hier in Keela Eral zahlreiche Events auf dem Programm. Ein Tag nach unserer Rückkehr war bereits eine „Science Exhibition“ im College. Dazu hatten die College-Studenten einen riesigen Dinosaurier aus einem Drahtgestell und Pappmaschee gebaut. Neben weiteren tollen Attraktionen wie komplexen Kettenreaktionen wurden Schüler aus den umliegenden Schulen eingeladen, um ihre eigenen Ideen vorzustellen. Meistens handelte es sich dabei um Modelle, die sich mit umweltschonender Energiegewinnung oder komplizierten Stromleitungen beschäftigten. Ich war echt beeindruckt von den vielen verschiedenen Modellen der Schüler. Beispielsweise hatte ein junger Schüler Zuggleise mit einer Ampel und einer Schranke verkabelt. So leuchtete die Ampel auf und die Schranke senkte sich, wenn der Zug eine bestimmte Stelle der Gleise passierte. Gott sei Dank bekamen wir eine Führung von einem der Hosteljungs, der uns die Erklärungen der Schüler ins Englische übersetzen konnte. Auch ein Antiquitätenhändler wurde eingeladen. Er stellte beispielsweise alte Rupienscheine und Postkarten aus. Mit dabei war auch ein metallener Adler, der für seine Größe extrem schwer war.

Das Pongalfestival

Bereits in der nächsten Woche standen die Feierlichkeiten des Pongalfestivals auf dem Programm. Dieses tamilische Erntedankfest dauert vier Tage lang. Für jeden Tag gibt es ein besonderes Programm. So wird beispielsweise am dritten Tag den Kühen gedankt. Es ist eines der wichtigsten Feste hier in Tamil Nadu. Unter anderem ist Pongal auch ein Reisgericht, welches natürlich während der Festaktivitäten, aber auch an anderen Tagen im Jahr, zubereitet wird. Bedauerlicherweise schmeckt mir dieses Gericht nicht so gut. Aber selbstverständlich gab es während des Festes genügend Alternativen zu diesem Reisgericht.

Am Vorabend des ersten Tages des Pongalfestes gab es abends ein Programm mit den Hosteljungs. Zuerst kochten die Jungs gemeinsam das Pongalreisgericht. Nach dem Abendessen organisierten einige Jungs diverse Großgruppenspiele für die ganze Jungenschar. Spiel Nummer eins war Tauziehen. Dieses Spiel endete bereits im zweiten Durchgang, da das Seil riss. Die Jungs nahmen es mit Humor und legten eine kurze Tanzeinlage hin. Das darauffolgende Spiel war nicht weniger körperbetont als das Tauziehen. So musste eine Gruppe von Jungs versuchen, einen ihrer Mitspieler im Kreis zu umringen, sodass er für die Mitglieder des gegnerischen Teams unerreichbar ist. Diese wiederum versuchten den Jungen in der Mitte zu berühren und so einen Punkt für ihr Team zu erlangen. Als großer Abschluss der Spiele wurde eine Kokosnuss zwischen zwei Bäumen auf einer Höhe von ca. 3,50 Metern befestigt. Einem Jungen wurden dann die Augen verbunden. Anschließend musste er versuchen, mit einem langen Stock die Kokosnuss zu zerschlagen. Währenddessen kauten die zuschauenden Jungs alle fleißig auf Zuckerrohr herum. Das Kauen von Zuckerrohr ist typisch für Pongal. Allerdings ist es doch recht mühsam. So beißt man immer wieder kleinere Stücke vom harten Rohr ab, um beim Kauen die süße Flüssigkeit zu gewinnen. Anschließend wird das zermalmte Zuckerrohr wieder ausgespuckt.

Am nächsten Morgen war dann die Pongalfeier des Colleges. Anlässlich der Pongalfeier hatten Felix und ich am vorangegangenen Wochenende einen Dhoti gekauft. Ein traditioneller Dhoti ist ein großes weißes Tuch mit einem goldenen Streifen, welches man sich um die Hüfte herumbindet. Wir bekamen beim doch nicht ganz so einfachen Umlegen Hilfe von einem Collegestudenten. Gerne wird der Dhoti in Tamil Nadu mit einem weißen Hemd kombiniert. Die Collegestudentinnen trugen alle einen Saree und ein Großteil der Jungs und Lehrer wie wir einen Dhoti. Bei der Collegefeier wurde viel gesungen und getanzt. Anschließend gab es mit den Collegelehrern ein leckeres Essen in der Kantine, während sich die Hosteljungs auf den Weg nach Hause in die viertägigen Pongalferien machten. Dementsprechend war in den darauffolgenden Tagen nicht sehr viel los. Lediglich drei Jungs blieben im Hostel. Da in dieser Zeit nicht für die Jungs gekocht wird, gehen die Jungs in das Dorf, um zu essen. Felix und ich begleiteten die drei dann regelmäßig und kamen so viele Male in den Genuss unseres Lieblingsessens Parota, welches im Projekt selbst leider nur sehr selten gibt. Parota ist ein kompliziert zubereitetes Fladenbrot, welches mit Kurma (würzige Soße) serviert wird.

„Province Day“ in Keela Eral

Bereits am nächsten Wochenende stand ein weiteres großes Fest auf dem Programm. Am 21. Januar versammelten sich Salesianer aus allen Projekten in der Provinz Tiruchy bei uns in Keela Eral. Über 100 Fathers und Brothers waren bei uns zu Besuch. Am Vortag liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Felix und ich halfen die „Notice Boards“, welche die Gäste willkommen heißen sollen, zu gestalten. Außerdem verzierten wir das Fathers House mit zahlreichem (kitschigen) Schmuck. Da alle Jungs aus dem Hostel kräftig mitanpackten, konnten wir das Projekt so richtig herausputzen. Leider wurde die Kirche, die momentan neugestaltet wird, nicht ganz fertig. Ansonsten konnten wir aber sehr zufrieden sein. Zur großen Freude von Felix und mir kamen auch sechs weitere Freiwillige uns mit ihren Fathers besuchen.

Anna und Lydia aus Vilathikulam, Felix und ich hatten eine besondere Aufgabe. Wir sollten die Gäste willkommen heißen. Dies taten wir mit Weihwasser und mit dem Aufmalen eines traditionellen Punkt zwischen den Augenbrauen. Alles natürlich auch in traditioneller Kleidung! Felix und ich trugen wieder einen Dhoti und ein weißes Hemd. Anna und Lydia waren im Saree unterwegs. Die Zeremonie begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst, auf den die Einweihung der Collegeerweiterung folgte. Denn das College hat nun auf seiner Frontseite einen zweiten Stock. Außerdem wurde der Fassade ein neuer Anstrich verpasst.

Anschließend gab es viele Reden. Unter anderem eine des scheidenden Provincials Father Albert Johnson. Der Provincial ist der Leiter der Provinz. Er bedankte sich für die große Unterstützung von den Salesianern. Im Februar wird der bereits gewählte Nachfolger offiziell in das Amt des Provincials eingeführt. Außerdem wurden die im Dezember neu geweihten Priester in der Gemeinschaft der Salesianer willkommen geheißen. Unter ihnen war auch Father Arul, der bei uns im Projekt ist. Inzwischen sind es schon sieben Fathers bei uns in Keela Eral! Um 14:30 Uhr gab es dann endlich ein leckeres Mittagessen. Einer unserer Fathers hatte uns noch am Vortag glaubhaft versichert, dass der einzige Fixpunkt im Ablauf das Mittagessen um 13:00 Uhr sei. Schnell aber wurde uns klar, dass es unmöglich wird, diesen Zeitplan einzuhalten. Indisches Timemanagement eben!

An das Mittagessen schloss sich das „Council-Meeting“ an. Im „Council“ der Provinz Tiruchy sitzen der Provincial und sechs weitere Fathers. Auch unser Father Amaladoss ist Mitglied dieses Gremiums. Die anderen Salesianer verließen Keela Eral bereits nach dem Mittagessen. Es war ein toller und interessanter Tag. Auch die Fathers und Brothers freuten sich die vielen bekannten Gesichter wieder zu sehen.