Sehr langsam aber sicher wurden wir in die Arbeit auf der Granja Moglia eingeführt. „Poco a poco“, Schritt für Schritt, wie unser Chef Toni, ein Salesianer, regelmäßig  zu sagen pflegt. In der Granja leben 38 Jungs zwischen 10 und 15 Jahren, die in drei Altersgruppen aufgeteilt sind, den „Chilas“ (die kleinen Jungs), den „Medianos“ (die Mittleren) und den „Mayores“ (die älteren Jungs). In der Nacht ist ein Erzieher für die Jungs zuständig. Unter Tags sind es zwei je Früh- und Spätschicht.

Unsere Aufgabe ist es letztendlich Assistenz zu leisten. In bestimmten Fällen übernehmen wir die Aufgaben der Erzieher, ansonsten sehe ich meine Arbeit eigentlich als kleinen Bonus  für die Jungs. Ob ich einfach nur da bin, um eben Assistenz zu leisten, als Person, an die sich die Jugendlichen jederzeit wenden können oder meine Fähigkeiten einbaue, indem ich zum Beispiel jeden Vormittag Gitarrenunterricht gebe, Spiele für die langweiligen Sonntage vorbereite oder auch mal eine Traumreise am Abend mache.

So stehe ich morgens um 7 Uhr mit den Jungs auf und schaue, dass sie ihre Aufgaben erledigen oder unterhalte mich mit denen, die ihre Aufgaben schon erledigt haben. Danach gehen wir gemeinsam in die Kapelle, wo der Tagesablauf oder sonstige Dinge besprochen werden und man sich besinnlich auf den Tag einstimmt. Nach dem Frühstück gebe ich zwei bis drei Kindern jeweils 20 Minuten Gitarren- beziehungsweise Ukulelenunterricht im Musikraum, den glücklicherweise die vorherigen Volontäre eingerichtet haben. Wenn ich dann noch Zeit habe, gehe ich meistens in den Computerraum, wo Nils, mein Mitvolontär, Moorhuhn installiert hat und wir uns mit den Kindern batteln können. Danach bereite ich die „Mirienda“, ein Snack für die Jungs, der aus einem Getränk und Keksen oder Kuchen besteht, vor. Danach ist Pause, was für mich Kicker oder Fußball spielen bedeutet. Dann ist es meistens schon 10: 30 Uhr und während die Kinder Hausaufgaben machen und lernen, haben wir selber frei, um auch Spanisch zu lernen oder uns auszuruhen. Um 12 Uhr gibt es dann Mittagessen und danach richten sich die Jungs für die Schule her. Nils und ich verteilen währenddessen Klopapier und Shampoo, bevor wir ab halb 2 bis 6 Uhr frei haben, während die Jungs in der Schule sind. Abends bereiten wir das Abendessen vor und räumen die Küche auf, was meist bis 9 Uhr dauert. Danach sagen wir den Jungs ab und zu Gute Nacht. So ist mein Tagesablauf an Wochentagen. Samstags haben wir nachmittags Zeit, was zu kochen oder Spiele für Sonntag vorzubereiten. An Sonntagen gehen wir mit in die Kirche. Nachmittags können wir uns mit Spielen, wie beispielsweise, dem Chaosspiel, einbringen oder wir machen einen Ausflug. Leider gehen zum Jahreswechsel 16 unserer liebgewordenen Jungs von der Granja nach Hause oder in das Hogar. Dafür kommen Neue, die „größeren Kleinen“, die bisher im Hogar gelebt haben, von denen ich auch schon einige kennen lernen durfte und mich schon auf das nächste Jahr freue.