von Annika

Im vergangenen Monat haben wir hier viele Feierlichkeiten miterlebt. Den Anfang machte der Geburtstag der „Partnerschule“ Sagrada familia. Das Orchester unserer Schule und ein Teil unseres Chores sind an diesem Tag mit dem großen gelben Schulbus zu der Partnerschule gefahren um dort ein kleines Konzert zu geben. Kurz darauf folgte der 30-jährige Geburtstag unserer Schule „La Providencia“, der im Rahmen des „Día de la familia“ zelebriert wurde. An beiden Tagen hat der Chor das deutsche Lied „Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehen“ gesungen. Ich wusste, dass die Schüler dieses Lied schon vor ein paar Jahren einstudiert haben und habe auch Videos gesehen, in denen der Chor das Lied singt. Aber nun wirklich hier zu sein und dieses Lied „live“ zu hören, war etwas ganz besonderes für mich. Beide Feierlichkeiten waren sehr schön und ich habe mich gefreut, dass die Schüler, die seit Wochen für diese Tage geprobt hatten, nun ihr bestes geben konnten.


Eine Woche später fand die Verabschiedung von den Elftklässlern statt, die nun mit der Schule fertig sind. Es war ein sehr rührender Tag, sowohl für mich als auch für die Schüler. Da ich selbst im Frühling mit der Schule fertig geworden bin, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sie sich nun fühlen. Denn nun ist ein großes Kapitel in ihrem Leben zu Ende gegangen und ihnen steht ein neuer Lebensabschnitt bevor. Ein Lebensabschnitt mit viel Ungewissheit über ihre Zukunft und neuen Aufgaben und Herausforderungen. Viele von ihnen kannten sich schon seit der ersten Klasse bzw. dem Kindergarten und haben sich dementsprechend tagtäglich gesehen. Nun ist diese Zeit vorbei und jeder von ihnen geht seinen ganz eigenen Weg. Es ist also verständlich, dass an diesem Tag auch die eine oder andere Träne geflossen ist. Auch ich bin ein bisschen traurig, dass sie nun mit der Schule fertig sind, hatte ich diese Klasse doch sehr ins Herz geschlossen! Ich hoffe, dass jeder von ihnen seinen ganz eigenen Lebensweg findet und sich, auch wenn es holprig wird und ihnen Steine in den Weg gelegt werden, nicht von ihren Wegen, Träumen und ihren Zielen abbringen lassen und sich nicht entmutigen lassen!

Verabschiedung der elften Klasse

Nachdem auch dieser besondere Tag vorbei war, stand der Dezember und damit die Weihnachtszeit vor der Tür. Offiziell begann die Weihnachtszeit hier am 7. Dezember, denn an diesem Sonntag war der „Día de las velitas“, also der „Tag der Kerzchen“. Abends haben sich die Menschen in ihren Familien zusammengefunden und Kerzen oder Laternen angezündet und in ihren Vorhof bzw. auf die Straße gestellt. Es war sehr schön anzusehen, wie die Lichtchen die Nacht erleuchtet haben und man hat eine ganz besondere Stimmung wahrgenommen. Eine angenehme Ruhe herrschte in den Straßen und man konnte förmlich spüren, wie nun die Weihnachtszeit Einzug hält.

Día de las velitas

Die Menschen schmücken ihre Häuser mit bunten Lichterketten und allerlei anderer Weihnachtsdekoration. Auch in Aguablanca herrscht Weihnachtsstimmung. Viele haben ihren Bürgersteig mit Weihnachtsbildern bemalt. Weihnachtsmänner, Glocken und „Feliz- Navidad“- Schriftzüge fallen uns ins Auge. Die Bilder bilden einen starken Kontrast zu dem, was man hier sonst wahrnimmt. Wirkt doch eigentlich eher alles grau in grau, dreckig und trostlos, so erstrahlt es nun in einem ganz neuem Glanz. Obwohl die Menschen, die hier leben, nicht viel haben, spürt man doch ihre Lebensfreude ganz deutlich, worum ich sie sehr bewundere!
Doch der wohl wichtigste Weihnachtsbrauch in Kolumbien sind die „Novenas“! Vom 16. Dezember bis Heiligabend treffen sich die Kolumbianer abends in ihren Familien, singen Weihnachtslieder, lesen Geschichten vor und essen typisches Weihnachtsessen. Wir wurden von der Familie unserer Mentorin eingeladen, sodass wir diese Tradition hautnah miterleben konnten. Ich finde, es ist ein sehr schöner Brauch! Denn man entkommt für ein paar Stunden dem leider so üblich gewordenem Weihnachtsstress und stimmt sich im Kreise der Familie auf das Weihnachtsfest ein. Morgen ist es soweit, das große Fest der Liebe steht bevor. Ich freue mich sehr darauf, Weihnachten in Kolumbien zu feiern! In diesem Sinne wünsche ich allen ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2015!