Calucutta oder Kolkatta. Eine der größten indischen Städte, im Nordosten von Indien. Sie ist die Heimat von Mutter Theresa und es gibt ein Victoria Memorial. So oder so ähnlich lässt sich mein Vorwissen zu Kolkatta beschreiben.

Ich flog alleine nach Kolkatta, um mich dort mit einer Freundin und ehemaligen Volontärin zaus Annaberg zu treffen. Auf der Fahrt zu meinem Hostel, welches im „city center“ lag, war noch alles „gut“. Kolkatta wirkte zunächst ähnlich wie die anderen indischen Großstädte, die ich bisher gesehen habe. Sie wirkte sogar sehr gepflegt, recht grün und auch etwas ruhiger im Vergleich zu Vadodara.

Die Realität holte mich dann im Verlauf des ersten „Sightseeing-Tages“ ein. Zunächst waren auch in den anderen Stadtteilen viele Autos und Menschen auf der Straße und die typischen Läden säumten die Straßen. Es gab aber schon den ein oder anderen Bazar oder kurze Straßenabschnitte, die ich in dieser Art zuvor noch nicht gesehen hatte. Gegen Nachmittag verstand ich dann immer mehr, dass sich Kolkatta in vielen Dingen von den indischen Großstädten, die ich kannte unterscheidet. So wurde es beispielsweise auf einmal wieder zum Problem die Straße schnell und ohne Probleme zu überqueren. Zweitens viel uns auf wie hektisch und strebsam die vielen Menschen auf der Straße sind. Ständig wurden wir zur Seite gerempelt oder gebeten auf die Seite zu gehen. In Baroda ist mir das noch nie passiert. Wenn etwas im Weg ist, wird es einfach ohne Rücksicht auf Verluste umfahren oder umgangen.

Diese neuen indischen Eindrücke wurden am zweiten Tag noch einmal gestärkt. Zusammen mit einem einheimischen Freund gingen wir zunächst in den Marmor Palast, ein sehr europäisch wirkender Wohnsitz eines Kolonialherren. Es hat echt Spaß gemacht dem Inder europäische Geschichten anhand von Gemälden, welche an den Wänden des Palastes hingen zu erklären. Von griechischen Sagen, englischer Thronfolge bis hin zum letzten Abendmahl reichte die Breitweite unserer Erzählungen. Gleichzeitig wurden uns natürlich auch ein paar Infos über die indischen Kultur mitgegeben.

Vom Palast liefen wir dann querfeldein durch die alten Gassen von Kalkutta, um zur Howrahbridge zu gelangen. Verschiedenste Shops reihten sich aneinander und es liefen gefühlt eine Million Menschen an uns vorbei. Da gab es gutbetuchte Geschäftsmänner, die sich auf kutschenähnlichen Gefährten von sehnigen, eher ärmlichen Männern durch die Gassen zu ihren Arbeitsplätzen ziehen ließen. Alte zahnlose Frauen bettelten am Wegrand. Junge Männer zogen und schoben meterhohe Lastenwägen. Es wurde Zuckerrohrsaft und Gemüse angeboten. Kleine, eher dreckige Kinder sprangen durch die Gassen. Straßenhunde balgten sich und säugten ihre Welpen mitten auf der Straße.  Außerdem merkten wir immer wieder, dass das Holifestival kurz bevorstand. Aus Fenstern über uns wurden Wasserbomben geworfen, wir bekamen etwas Farbpulver ab und wurden auch immer wieder von bunten Gesichtern angelächelt.

Es waren einfach so viele Eindrücke und wir beiden sprachen immer wieder davon, dass Kolkatta das „Hardcore-Indien“ wäre. Wir wurden hier einfach ständig von den typisch indischen Gegensätzen wie Reichtum und Armut, Tradition und Moderne, sowie der großen Bevölkerungsanzahl in extremster Weise konfrontiert wird. Natürlich hatten wir da alles schon gesehen, aber noch nie so stark geballt. Es gab einfach so viel neues, beeindruckendes und bewegendes zu sehen, so dass wir sicherlich noch eine Weile brauchen werden, um in unseren Köpfen ein Kolkatta-Bild zu formen.

Aufgrund des Holi Festes verlängerten wir unseren Kolkatta-Aufenthalt spontan. Schließlich wollten wir nicht gerade zu diesem weltweit bekannten Festival im Zug sitzen. So verbrachten wir zunächst einen Tag im Kreise der Familie unseres Kumpels. Wir machten eine kleine Farbschlacht vor deren Haus, tranken ganz traditionell Lassi, ließen uns von seiner Auntie reichlich bekochen und schauten den Brüdern bei ihren Shisha-Rauchkünsten zu. Es war also eher entspannt und familiär. Wir wollten aber unbedingt noch zu einer richtigen Holi Party und fuhren deswegen zu einem Festivalgelände, welches etwas außerhalb lag.  Durch Connections einer Busbekanntschaft bekamen wir ohne Probleme günstige Tickets und ich versuchte trotz Verdauungs-und Kreislaufproblemen ordentlich die Wiese zu rocken. Wir bekämpften uns ausreichend mit Farbpulver und ließen uns von Badeschaum beregnen. Allerdings ließen wir die Schwimm-und Weintraubenpools aus.

Selten habe ich die Inder so ausdauernd tanzen und feiern sehen. Sogar die allgegenwärtige Selfie-sucht geriet in den Hintergrund. Es war echt ein super Erlebnis und es ist echt schade, dass mich mein Körper so in die Schranken verwieß, dennoch war es unvergesslich und definitiv empfehlenswert.

Nach einer Dusche ging es dann mit dem Bus ins 14h entfernte Darjeeling……..

 

 

Liebe Grüße Luise

P.S. es werden jetzt auch wieder regelmäßiger Blogs kommen. In den Wochen vor diesem Urlaub gab es nichts zu berichten und dann hatte ich in den täglich wechselnden Schlafstätten so gut wie alle Kabel vergessen, die es gab. 😉