Ein Monat ist um. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Einerseits bin ich doch gerade erst hier im Snehalaya angekommen, andererseits scheint der Abschied von Deutschland schon so weit weg.

Aus gegebenen Anlass wollte ich diesen Eintrag für ein kleines Resümee und einen Rückblick nutzen. Die ersten paar Tage waren für mich, wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, sehr schwierig. Ich fühlte mich allein und jung. Ich war in ein fernes Land gereist, ich kannte dort niemanden und alles wirkte so fremd. Klar wusste ich schon vorher, dass ich in eine andere Kultur kommen würde und mich dort erst eingewöhnen muss, aber die Realität ist dann doch immer anders als gedacht. Vor allem ist man in so einer Situation immer sehr ungeduldig, man will am liebsten sofort ankommen, alle Aufgaben wissen und verstehen und sich sofort zuhause fühlen.

Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle an alle die mich in dieser Zeit unterstützt haben, mir zuhörten und gut zuredeten. Danke Mama, Danke Wiebke, Danke Theresa, Danke Antonia, Danke Martin, Danke Ivonne, Danke Julianen und all die anderen. Ohne euch wäre ich jetzt sicherlich nicht so glücklich.

Denn ja, mittlerweile kann ich sagen, dass ich mich zumindest in meinem Projekt eingelebt habe. Ich kenne mittlerweile den Großteil der Jungs beim Namen und fange an sie jeden Tag noch mehr zu mögen. Mittlerweile macht mir das Unterrichten der 3 Kleinsten keine Angst mehr, sondern ich blicke diesen Zeiten relativ entspannt entgegen. Natürlich ist es immer noch kein Zuckerschlecken diese zappeligen und quasseligen Jungs zum Schreiben und Rechnen zu bekommen, aber ich weiß, dass ich es an guten Tagen schaffen kann und an schlechten Tagen habe ich gelernt, es nicht zu persönlich zu nehmen. Auch in der games-time habe ich im Tischtennis eine Beschäftigung gefunden, die mir Spaß macht und in der ich mit den Jungs in Interaktion treten kann. Ich habe auch zwei indische Mädchen gefunden, denen ich mich anvertrauen kann – ein unglaublicher Gewinn. Sie kennen meine Umgebung genau, können mir meine Fragen bezüglich meiner Arbeit und der indischen Kultur beantworten und haben immer ein freundliches Lächeln für mich, nehmen mich mit in die Stadt, zeigen mir unterschiedliche Einkaufsmöglichkeiten und indische Traditionen.

Natürlich ist noch nicht alles rosig. Ein großer Punkt der mir immer noch große Schwierigkeiten macht, sind Erwartungen. Zum einen sind es Erwartungen an mich selbst. Ich erwarte von mir mich viel schneller ein zu gewöhnen, ich erwarte alles nahezu perfekt zu machen, ich erwarte auf schnellsten Wege Hindi zu lernen, ich erwarte einen ruhigen Schlaf, ich erwarte immer das Richtige zu tun und den Menschen immer mit der besten Laune und guten Taten zu begegnen, ich erwarte mich endlich indisch zu kleiden und mich mal auszukäsen, anstatt immer an den Läden vorbei zu laufen und alles auf ein nächstes Mal zu verschieben. Wollte ich nicht auch noch dies und das besorgen, warum wage ich es denn nicht, allein in die Stadt zu fahren? Ich sollte mich doch auch langsam mal in der Stadt auskennen.

Zum anderen sind es die Erwartungen die vielleicht an mich gestellt werden. Soll ich vielleicht meinen Unterrichtsstil anpassen, ist mein Umgang mit den Jungs angemessen, erwartet man, dass ich andere Kleidung trage und ist meine Tätigkeit ausreichend oder sollte ich mich mehr einbringen?

Ich muss lernen mit all diesen Erwartungen umzugehen. Ich sollte ich Geduldiger mit mir sein und eher den Fortschritt sehen und mich darüber freuen, ganz nach dem Motto Carpe Diem.  Außerdem muss ich dem glauben, was mir gesagt wird. Wenn mir die Jungs und die Mitarbeiter sagen, dass sie keine bestimmten Erwartungen an mich haben und mit meiner Arbeit zufrieden sind, sollte ich das annehmen und mich nicht ständig mit meinen Vorgängern vergleichen.

Entschuldigung für das einfache Niederschreiben meiner Gedankengänge, aber irgendwie ist dieser Blog ja dazu da, für euch und für mich diese Zeit festzuhalten und Gedanken sind nun mal oft ein Chaos 😉

Zum Entspannen eurer Leseaugen nun noch einige Bilder von den letzten Tagen. Zum einen sind das Bilder eine Übungsparty für ein bevorstehendes Tanzfestival und zum anderen Bilder von meinem heutigen Ausflug zum Palast der Stadt.

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meine ersten Garba-Versuche

meine ersten Garba-Versuche

das Lukshmi Vilas Palace

das Lukshmi Vilas Palace

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ich hatte es übrigens endlich geschafft, alleine loszuziehen

ich hatte es übrigens endlich geschafft, alleine loszuziehen

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Liebe Grüße Luise