6.750 Kilometer weit weg!

Unser Jahr in Hyderabad

Abenteuerliche Rikschafahrt im Straßenfluss und mehr…

Hallöchen,

es wird mal wieder Zeit, euch von unseren Erlebnissen hier in Hyderabad zu berichten. Fast jeden Tag geschieht etwas Besonderes und Neues für uns. Damit ihr aber beim Lesen nicht einschlaft, weil der Eintrag wahrscheinlich durch die vielen Eindrücke zu lang sein würde, werden wir euch nur von ein paar Tagen unserer letzten Woche berichten.

 

Letzte Woche Dienstag zum Beispiel waren wir zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen aus unserer Einrichtung in einem Einkaufszentrum, um uns dem Kleidungsstyl unserer Umwelt anzupassen.

Am Shoppingcenter angekommen, wurde uns von einem Sicherheitsmann der Eintritt verweigert. Doch höflich, wie die Inder sind, zeigte er auf eine Art Garderobe, wo wir unseren Rucksack zurücklassen sollten. Wir wollten gerade gehen, als sie uns auf Evas Kamera aufmerksam machten. Schweren Herzens trennten wir uns also von dem Fotoapparat (keine Sorge, wir haben ihn danach wohlbehalten zurückbekommen). Drinnen ging es dann zu wie am Flughafen, nur (logischerweise) ohne Gepäckdurchleuchtung. P1000272

Erst später haben wir einen Father nach den für uns ungewöhnlich starken Sicherheitskontrollen gefragt. Er sagte, dass es in der Vergangenheit in ganz Indien immer wieder Anschläge auf Einkaufshäuser gab, weshalb die Sicherheit dort nun einen sehr großen Stellenwert hat. Die Security war auch überall im Laden anwesend und sah uns ganz interessiert beim Shoppen zu. Wir haben uns davon aber nicht stören lassen und waren zur Freude aller sehr erfolgreich.

Da wir ja nun FAST wie indische Mädchen aussehen, werden wir in den nächsten Tagen bestimmt auch ganz unauffällig einen Ausflug in die Stadt machen können ;P.

Die Jungs und vor allem die Frauen hier in Ramanthapur waren ganz begeistert von unserer orientalischen Verwandlung. Um das Ganze noch zu perfektionieren, hat uns unsere Telugulehrerin noch einen Bottu auf die Stirn geklebt (das ist ein roter Punkt), den die meisten indischen Frauen tragen.

Die Kleider, die wir nun fast jeden Tag tragen, nennen sich übrigens Chudidhar.

 

Etwas besonders Kurioses hat sich dann zwei Tage später auf dem Weg zur Polizeistation zugetragen. Keine Angst, wir haben nun wirklich nichts angestellt. Vielmehr ging es um unsere Registrierung, der sich hier jeder länger bleibende Ausländer unterziehen muss. Während unseres Mittagessens in New Bhoiguda, einer weiteren Einrichtung von Don Bosco Navajeevan hier in Hyderabad für hauptsächlich College-Boys, fing es mächtig an zu regnen. Momentan befinden wir uns noch in der Monsunzeit.

Erst haben sich die Einwohner hier darüber gefreut, aber mittlerweile meinen auch sie, dass dieses Jahr außergewöhnlich viel Wasser vom Himmel kommt. Leider mussten wir genau zu dieser Zeit aufbrechen und nahmen uns zusammen mit einem Mitarbeiter eine Auto-Rikscha. Da es in dieser Stadt kein gutes bzw. wir vermuten gar kein Abwassersystem gibt ;), sammelt sich das Wasser immer auf der Straße an. Zudem ging unser Weg auch noch durch ein „Tal“, wo sich die Straße in einen reißenden Fluss verwandelte. Das interessiert die Verkehrsteilnehmer hierzulande aber reichlich wenig – so auch unseren Rikschafahrer, der gefühlt mit der gleichen Geschwindigkeit wie zur Trockenzeit mit uns durch die Gegend brauste. Dabei hatte er scheinbar völlig verdrängt, dass sein Transportmittel leider weder besonders hoch ist noch auf der rechten und linken Seite irgendwelche „Wände“ besitzt.P1000184

Am Anfang unserer Fahrt wäre uns das Wasser bestimmt nur bis zu unseren Knöcheln gegangen. Doch als wir dann ein paar Minuten später in eine Nebenstraße einbogen, begrüßte uns das Wasser freundlich an unseren Füßen (wohlgemerkt in der Rikscha!). Die Menschen, die uns hier entgegen kamen, standen schon tiefer als bis zu den Knien im Straßenfluss. Plötzlich schrie Sarah auf, weil sie die Flip-Flops unseres Fahrers davonschwimmen sah. Wie der Rikschafahrer uns aus diesen Wassermassen hinausmanövrierte, ist uns bis heute an Rätsel. Aber wir haben das Ganze mit viel Humor genommen und die ganze Zeit gelacht.

Der große Nachteil der ganzen Geschichte war jedoch, dass Sarah den restlichen Tag mit nassen Füßen herumlaufen musste.

 

Am darauffolgenden Tag hatten wir eigentlich vor, unseren Off-Day zu nehmen (hier in Indien gilt eine 6-Tage-Woche). Allerdings wurde unsere morgendliche Ruhe um 10 Uhr, aus für uns zu dem Zeitpunkt noch unerklärlichen Gründen, von den Jungs aus der Don Bosco Band gestört, die auf ihre Trommeln eindreschten und ordentlich in ihre Trompeten bliesen.Neu 2

Doch schon kurze Zeit später erfuhren wir von Father Rayappa, dass soeben wichtige Salesianer aus Spanien und Italien eingetroffen seien. Die Band spielte also zu ihrem Empfang.

Die Priester waren extra für ein Treffen der Mitarbeiter verschiedener Don Bosco Einrichtungen gekommen, bei dem es um einen Erfahrungsaustausch über die alltägliche Arbeit im Sinne Don Boscos mit Kindern und Jugendlichen ging.

Auch wir wurden schon nach unsere ersten Eindrücken und Erfahrungen gefragt, was uns positiv überrascht hat.

Der Tag endete mit einem großen Fest, für das die Jungs verschiedene Programmpunkte vorbereitet hatten. Unter anderem moderne indische Tänze auf rockiger Telugumusik. Es war unglaublich schön zu sehen, wie die Jungs ihre ganze Energie ins Tanzen gesteckt und alles um sich herum vergessen haben. Sie waren alle sichtlich aufgeregt und stolz darauf, ein Teil der Feier sein zu dürfen.Neu 1 P1000213

Für uns war es sehr berührend, die Jungs so glücklich zu sehen und der liebevolle Umgang miteinander und die Herzlichkeit, die unsere Gäste ausstrahlten, machte den Abend für uns zu etwas sehr Besonderem.P1000257

Als gäbe es normalerweise nicht schon genügend Auswahl zu jedem Abendbrot, wurde an dem Tag alles auf das riesen Buffet gestellt, was unsere Ramanthapur-Küche zu bieten hat. Wir führten eine Menge toller Gespräche mit vielen netten Menschen. Dummerweise muss man hier in Indien bei einer Gesprächsrunde immer etwas zu Essen in der Hand haben…

Wir fielen also an diesem Abend glücklich und total übersättigt in unsere indischen Betten.

 

Uns ist gerade aufgefallen, dass wir nun schon fast einen Monat hier sind. An manchen Tagen haben wir uns gefragt, ob die Zeit überhaupt noch voranschreitet und an anderen hätten wir sie gerne angehalten, um die Momente länger genießen zu können. Doch jetzt im Nachhinein ist sie doch wie im Flug vergangen. Wir sind gespannt, was die Zukunft für uns bereithält…

 

Einen lieben Gruß aus dem weitentfernten TelanganaP1000202

 

Eure Iva und Saarah (so oder so ähnlich werden unsere Namen hier ausgesprochen :))

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1 Kommentar

  1. Uschi Leyendecker-Bruder

    Liebe Eva, gerade sitze ich mit Franca am Frühstückstisch und habe Deinen/Euren neuesten Eintrag im Blog gelesen (Franca hat ihr Wochenende ausnahmsweise mal verlängert…). Es ist sehr spannend von Euren Erlebnissen in der Ferne etwas mitzubekommen. Franca vermisst Dich sehr und so denken wir auch oft an Dich! Wir wünschen Dir und Deiner Mitreisenden Sarah weiter eine gute Zeit und viele so spannende Erlebnisse, damit die Zeit gut gefüllt ist, das Heimweh nicht zu groß wird und ihr bereichert zurückkehrt. Wir waren am vergangenen Wochenende in Ruppichteroth beim Volkstanzwochenende. Auch da haben wir uns an unsere gemeinsamen Erlebnisse dort erinnert. Wenn Du wieder in Köln bist nehmen wir Dich gerne mal wieder mit !!! Natürlich nur wenn Du magst, Franca und wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen und vielleicht kommen Deine Eltern dann ja auch mal wieder mit! Morgen fliegen Bernhard und ich für eine Woche in die Toskana den schönen Spätsommer hier noch etwas verlängern, denn hier in Köln wird es jetzt schon deutlich kälter und herbstlich. Deshalb schließe ich jetzt hier, denn wir müssen Koffer packen. Sei also ganz herzlich gegrüßt und gedrückt von Uschi (und Bernhard )

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