Die Zeit des Faschings, der Fastnacht, Karneval oder, wie auch immer man es nennen möchte, brach endlich auch hier an. Mit großer Vorfreude. Am Montag und Dienstag vergangener Woche sollte die Party so richtig steigen und die Jungs bekamen extra schulfrei dafür. Fasching sieht hier tatsächlich etwas anders aus als in Deutschland. Zwar gibt es zwar auch extravagante Verkleidungen, allerdings keine Umzüge und durch die Luft fliegende Süßigkeiten. Stattdessen wird mit Farbe, Schaum, Wasser und was einem alles so in die Hände fällt um sich herum geschmissen.

Während die Feierlichkeiten offiziell schon am Wochenende begannen, fing bei uns, im Hogar, alles erst am Montag an. Dafür durften wir die Woche zuvor noch fleißig an den Kostümen rumbasteln und schneidern. Die ganze „comunidad infantil“ bekam eine einheitliche Kostümierung unter dem Motto „Pica Piedras“. Um sich dann in der Kategorie „Wer hat die schönste und originellste Kostümierung“ zu messen, kamen alle Hogare des Projektes Don Bosco Santa Cruz zusammen, ausgeschlossen der Granja Moglia. Jede einzelne Gruppe durfte nacheinander eine Runde um den Sportplatz drehen, um sich zu präsentieren, während die andren Häuser sie mit Wasserbomben abwarfen.  Daraufhin drehten wir alle zusammen noch eine Runde auf der offenen Straße mit Pick-up und lauter Musik voraus. Ziel dabei war eine große Sporthalle in der Nähe vom Hogar. Und, wie es natürlich zu einem richtigen, bolivianischen Don Bosco Fest dazu gehört wurde wieder fleißig getanzt. Alle die keine Lust auf das Tanzen hatten, lieferten sich währenddessen eine kaltblütige Wasser- und Schaumschlacht. Beliebtes Opfer dabei war ich. Dies hatte zur Folge, dass ich von früh morgens bis spät abends hin in einem dauerhaften Klatschnasszustand rumlief. Gegen Nachmittag hin versuchten wir Volontäre die Jungs für unsere vorbereiteten Spielchen zu animieren. Dies war anfangs ganz schön schwer, allerdings konnten sie sich im Laufe der Zeit doch noch dazu animieren. Eines dieser Spielchen war Schubkarrenrennen. Und es hatte den Anschein, als hätten alle Jungs einen riesen Topf Bohnen im Magen. Sobald man sie an den Beinen hochhob und ein paar Schritte tat, traf erstmal ein leicht muffig riechender Gasstrom dein Gesicht. Trotzdem war es ganz witzig.

Unsere „comunidad infantil“

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Die großen Jungs aus dem Hogar mit ihrem Pharao

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Am nächsten Tag ging es dann weiter, jedoch jeder einzelne in seinem Hogar. Dies sollte der Tag der Wasserschlacht sein. Alle Jungs bekamen Wasserbomben und stellten sich wie Türsteher vorne am Eingangstor des Hogars auf. Dort lauerten sie auf vorbeilaufende Menschengruppen, die sie dann unbarmherzig bewarfen. Dies führte zu einer eisigen Schlacht aus Wasser, Farbe und Motoröl (keine Ahnung woher die das hatten). Vorbeilaufende Faschingsvernatiger versuchten sich gegen unsere Jungsgruppe zu beweisen, scheiterten meistens daran und ergriffen lieber die Flucht. Als dann keiner mehr vorbeikam, die Jungs anfingen sich zu langweilen und sich nach weiteren Opfern umschauten, entdeckten sie uns Volontäre. Alle stürmten auf uns ein, zerrten an Armen und Beinen und schmissen uns in eine Schlammkuhle. Dort wurden wir (unfreiwilligerweise) hin und her gewälzt. Daraus entstand eine kleine Schlammschlacht und am Ende trieften wir nur so vor Schlamm und Dreck. Es war eins der dreckigsten, gleichzeitig witzigsten  und unvergesslichsten Faschingsfesten, die ich je erlebt hab. In Deutschland werde ich auf jeden Fall diese Art von Karneval sehr vermissen, sowohl die Farbe, als auch das Motoröl, das man nach zweimal Duschen immer noch auf der Haut und in den Haaren riechen kann. Man sollte dies auf jeden Fall auch in Deutschland einführen.

Das war der Anfang, als wir noch vergleichsmäßig sauber waren..

(Man achte auf die hinterhältige Wasserbombenattacke im Hintergrund)

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Nun, das war`s dann wohl auch mit dieser Fieste. Und die nächste folgt so gleich. Heute Abend wird der Geburtstag des Padre Octavios gefeiert. Jeden Tag in der Woche findet die Geburtstagsfeierlichkeit in einem anderem Hogar und heute ist das Hogar an der Reihe. Mit, wie nicht anders zu erwarten, Tänzen und großem Essen, das hauptsächlich aus Fleisch bestehen soll. Ich, als eingefleischter Vegetarier, freu mich drauf.