Georg in der Elfenbeinküste

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02 – Die Zeit in Abidjan

Ich bin mittlerweile seit 8 Tagen in der Elfenbeinküste, und habe wirklich schon einiges erlebt! Heute bin ich in Duékoué angekommen, also in der Einrichtung, wo ich dieses Jahr verbringen werde. Doch jetzt möchte ich noch über meine Zeit in Abidjan schreiben und euch einen Einblick in meine Woche in der (knapp) 5 Millionen Stadt geben. Auch wenn ich natürlich nur einen Bruchteil der riesigen Stadt gesehen habe, eigentlich fast nur den Stadtteil Koumassi – einen sehr armen – mit seinen ca. 400.000 Einwohnern.

Das Leben dort ist kurz gesagt einfach komplett anders als hier. Mir kommt es so vor, als findet einfach alles auf der Straße statt. So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass es permanent ziemlich laut ist. Egal ob Gesänge, Streite, Kindergeschrei, Hupen, Gebete – die Stadt schläft nie. So kam es, dass ich täglich noch ein „kleines“ Mittagsschläfchen gebraucht habe, um einigermaßen fit zu sein. Ich war auch ehrlich gesagt ziemlich froh, dass ich über diese Zeit nicht viele Verpflichtungen hatte. So konnte ich erstmal das ganze ungewohnte ein bisschen verarbeiten und mir selbst einteilen, wann ich unter Leute gehen wollte.

Einer meiner „Programmpunkte“ war der Besuch eines riesigen Sportplatzes der Salesianer, der „village Don Bosco„. Ein Platz für alle Altersgruppen, der offen für jeden ist und wirklich viel genutzt wird.

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Vorne ein Fußballplatz, im Hintergrund rechts ein Basketballfeld und links noch ein Fußballfeld

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Und die „village Don Bosco“ von der Seite fotografiert. Rechts hinten ist der große Fußballplatz, von dem aus das erste Bild entstanden ist

Und natürlich gibt es auch eine Stelle zum beten, das Gelände soll ja auch etwas für den Geist bieten

Und natürlich gibt es auch eine Stelle zum beten, das Gelände soll ja auch etwas für den Geist bieten

Die meiste Zeit in Abidjan habe ich aber nicht auf dem Sportgelände, sondern in dem Foyer (wie ein Internat) der Salesianer für Straßenkinder verbracht. Hierhin können die Kinder und Jugendlichen kommen, die sonst niemand haben, der sich um sie kümmert. Das Hauptziel ist es, die Kinder in ihre Familien wieder zu integrieren und ihnen so ein „normales“ Familienleben zu ermöglichen. Parallel dazu bekommen sie einen geregelten Tagesablauf und gehen in die Schule (wenn nicht gerade Ferien sind, wie zur Zeit). Aber ich hatte zum Glück einen entspannten Job: Ich habe eigentlich nur mit ihnen gespielt 😀

Die Kinder dort sind wahnsinnig aufgeschlossen und haben mich sofort integriert. Wirklich lieb, mit was für offenen Armen man von wirklich jeder Altersgruppe aufgenommen wird! Aber auf meine Wertsachen habe ich lieber trotzdem geschaut, wie immer in fremden Städten. Man muss ja nicht provozieren, dass etwas wegkommt.

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Die meisten der Jungs vor der kleinen Glotze versammelt

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Der selbe Raum nur weiter nach rechts fotografiert: Das Klassenzimmer im Foyer

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Und noch ein Selfie 😉

 

Das dritte prägende Erlebnis war ein Besuch der Sonntagsmesse der Gemeinde St. Franz von Assisi, der „Paroisse St. François d’Assise“. So bin ich um halb 9 zur Messe und siehe da, auf einmal war es halb 1 und ich immer noch erst auf dem Heimweg! Also ich muss sagen, die Messe war echt der Wahnsinn! Kein Vergleich zu einer hier in Deutschland. Was mich extrem gewundert hat: Die Lieder laufen hier teilweise per Boxen ab und der Chor und die Kirchenbesucher singen einfach so dazu. Beziehungsweise eigentlich nicht nur singen. Hier sind die Leute davon begeistert, sie feiern die Messe wirklich, fast wie bei einem Festival. Wahnsinn! Das kann man sich wahrscheinlich nur vorstellen, wenn man das einmal erlebt hat. Schwer dieses Gefühl zu beschreiben…

Und nach zwei Stunden war dann die Messe beendet. Ich hätte eher darauf getippt, dass eine halbe Stunde vergangen ist, aber naja. Man kann sich ja mal irren 😀

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Die Kirche, übrigens ohne Wände

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Und die Kapelle daneben

Direkt als ich aus meiner Reihe gekommen bin, hat mich eine mir fremde Person angesprochen und als eine weitere Don Bosco Schwester vorgestellt. Sie wird übrigens von allen Kindern nur „Mémé“, also Omi genannt und ist ihrer Aussage auch schon lange genug in der Kinder- und Jugendarbeit, dass der Begriff Sinn macht 😉

Sie hat mich dann mit so einer Gutmütigkeit an die Hand genommen, mir Sachen erklärt, mich Leuten und mir Leute vorstellt und einfach ein bisschen mit mir geredet und mich in Gespräche integriert. Sprachlich hat’s bei mir teilweise noch etwas gehapert, aber es war auf jeden Fall schon besser als die ersten Tage 😀

Nachdem Sie mich dann knapp zwei Stunden mit allem bekannt gemacht hat, hat sie mir noch ihre Adresse gegeben und gemeint, egal was es gibt, egal welches Problem auftaucht, ich soll mich an sie wenden. Von dieser Art der Hilfsbereitschaft war ich echt zutiefst positiv überrascht!

 

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Ein Gebet von Franz von Assisi, dem Namenspatron der Gemeinde

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Ein Bild am Eingang der Kirche: Franz von Assisi, wie er der Legende nach den schrecklichen Wolf zähmt

Ihr sehr also, es geht mir gut und ich habe auch die Zeit außerhalb meines Projekts sinnvoll genutzt und schon erste Kontakte geknüpft 😉

Im nächsten Artikel kommt dann endlich meine Einsatzstelle hier in Duékoué zur Sprache und ich zeige euch, wo/wie ich mein Jahr verbringen werde. Zumindest so viel, wie ich bis dahin weiß 😀

Bin dahin alles gute!

Euer Georg

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3 Kommentare

  1. Hallo Selina,
    danke für deine netten Worte! (:
    Also ich muss sagen, dass mir vor allem Attiéké verdammt gut schmeckt 😉
    Ich gebe mein bestes, die Zeit hier sinnvoll zu nutzen, zu geniesen und Erinnerungen zu sammeln. Der nächste Blog ist übrigens schon in Arbeit.
    Grüße sind gerade eben fast vollständig ausgerichtet worden, die Communité hat sich sehr darüber gefreut. Nur die Mädels fehlen jetzt noch 🙂
    Liebe Grüße aus deiner zweiten Heimat!
    Georg

  2. Selina Kettner

    Hey Georg! (:

    Wenn ich deinen Blog so lese, werde ich richtig nostalgisch… Vor mehr als einem Jahr war ich in der gleichen Situation wie du jetzt. Wie gerne wäre ich jetzt an deiner Stelle…
    Ich vermisse die Côte d’Ivoire wirklich. Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen, wie du richtig beschreibst, den ivorischen Optimismus, die Gelassenheit, das Gemeinschaftsgefühl, leckeres Aloco und einfach wie das Leben dort so läuft.
    Ich freue mich für dich, dass du dich dort wohlfühlst und all diese Erfahrungen machen darfst. (:
    Du wirst jetzt eine wundervolle Zeit verbringen, da kannst du dir sicher sein. Und lass dich nicht unterkriegen, auch wenns mal schwer wird und du dich fragst, was du hier überhaupt machst. Das wird sich wahrscheinlich nicht vermeiden. Aber denk dran: nächstes Jahr wirst du wieder in Deutschland sitzen und, so wie ich jetzt, gleichzeitig glücklich und traurig auf das vergangene Jahr zurückblicken. Also genieß jeden einzelnen Augenblick! (:
    Ich freue mich auf deine Berichte! Gerne stehe ich dir bei all deinen Fragen zur Verfügung, oder wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, der auch weiß, wovon du sprichst. (:

    Grüß die Mädels ganz lieb von mir! Ebenso die Schwestern und Salesianer. (:
    Ich wünsch dir eine schöne Zeit!

    Selina

  3. Wolfgang Hobmaier

    Mittagsschlaf klingt verlockend 😀
    Schön, dass dir Abidjan offensichtlich gefallen hat, hoffentlich wird’s in Duékoué genauso.
    Keep it up!

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