Bärbel in Bolivia

mein Jahr in Bolivien

Das Bolivien ABC

Mal ein etwas anderer Post zwischen durch. Wie sieht Bolivien für mich von A bis Z aus?

A wie Ausland– Aufgewachsen bin ich ja eigentlich schon im Ausland, aber jetzt befinde ich mich „noch mehr“ im Ausland. Oft wird mir bewusst, wie verschieden doch die Umstände in Europa und in Bolivien sind.

B wie Bolivien– mein neues Zuhause, ein Land, dass mir immer mehr ans Herz wächst

C wie Cuñapes– es handelt sich um bolivianische Käsebrötchen, die man an jeder Ecke hier kaufen kann. Genauso haben wir aber auch angefangen uns zu Hause in der WG Cuñapes zu backen.

D wie Deutsche– so werde ich hier wahrgenommen. Durch die Begegnung mit vielen Menschen aus anderen Kulturen, wird man sich seiner eigenen Kultur stärker bewusst. Es wird mir oft deutlich, was die deutsche Kultur eigentlich so ausmacht. Auch in Belgien habe ich mich als Deutsche gefühlt, doch hier noch mehr. Belgien ist den Meisten unbekannt.

E wie entender (verstehen) – immer noch ein großes Thema für uns. Oft verstehen wir nicht alles auf Grund des Spanischs. Doch selbst wenn ich die Wörter kenne, verstehe ich nicht immer was von mir erwartet wird.

F wie Fútbol– die Jungen lieben es hier Fußball zu spielen und da ich nicht immer nein sagen kann, habe ich hier auch schon so viel gekickt wie sonst nie. Mein Talent hält sich in Grenzen aber Übung macht den Meister

G wie Geld– Geld bestimmt die Welt. Auch hier ist es ein großes Thema, das oft zwischen uns steht. „Wir haben gar kein Geld und ihr habt ganz viel Geld.“ So nehmen es auf jeden Fall die Jungen wahr. Das auch wir mit begrenztem Budget leben und ihnen nicht einfach ein Handy kaufen können, verstehen sie meistens nicht.

H wie Hermana (Schwester)- So fühle ich mich oft für die Kinder. Wir Volontäre haben die Rolle der großen Schwester, die für einen da ist und mit einem spielt. Genauso wie man sich mit Geschwistern auch mal streitet, vertragen wir uns immer wieder danach.

Im Hogar

I wie intercambio (Austausch)- mein freiwilliges soziales Jahr ist ein Austausch. Wir Volontäre geben unsere Zeit und Energie und bekommen genauso viel zurück. Es ist nicht einseitig gestaltet, sondern lebt von Gegenseitigkeit.

J wie Jugo- Dies ist eine Art von Fruchtsäfte, die man auf dem Markt bestellen kann. Es erinnert ein bisschen an einen Milchshake. Wir Volontäre lieben es einfach auf den Markt zu gehen und einen Bananen-Jugo zu trinken.

K wie Kirche– wir gehen jeden Sonntag hier in die Kirche. Alle Kinder aus den verschiedenen Häusern kommen in die Messe. Die Messen gefallen mir sehr. Ich liebe die Musik und die Tänze.

L wie lachen– Auch wenn die Arbeit mit den Kindern nicht immer leicht ist, gibt es jeden Tag etwas zu lachen, denn wir lachen alle in der gleichen Sprache.

M wie manilla (Armband)-  die Jungen lieben es Armbänder zu knüpfen. Oft bringen wir Garn mit und dann legen sie los. Dieser Zeitvertreib macht auch mir sehr Spaß.

N wie nadar (Schwimmen)- Ins Schwimmbad gehen wir jeden Samstag, wenn das Wetter mitmacht. Seit neustem gehe ich mit einigen Jungen, die aus verschiedenen Gründen nachmittags nicht in die Schule gehen, auch Mittwoch ins Schwimmbad. Das ist zwar anstrengend aber macht uns allen viel Freude.

O wie oficio- So nennt es sich, wenn die Kinder das Hogar putzen müssen. Jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit hat jeder Junge eine andere Aufgabe, die er erfüllen muss, um zur Gemeinschaft beizutragen. Manche Jungen leeren die Mülleimer, andere wischen den Boden der Gemeinschaftsräume.

P wie PadresHier in der Salesianischen Kommunität leben ungefähr vier Padres, also Priester. Jeder von ihnen kommt wo anders her und hat andere Aufgaben, aber ich finde sie alle sehr beeindruckende Persönlichkeiten.

Q wie querer (wollen)- Wenn wir im Hogar sind, ist es manchmal sehr anstrengend, da jeder Junge etwas anderes von uns will. Der eine zerrt an mir, da er mein Handy ausleihen möchte, eine anderer beschwert sich über einen dritten Jungen. In diesen Momenten fühle ich mich oft sehr hin und hergerissen, weil jeder etwas von mir will und ich nicht weiß, wo anfangen.

R wie RespektEin großes Thema für uns, da ich oft das Gefühl habe, die Jungen haben noch keinen Respekt vor uns. Vor den Erziehern haben sie Respekt, aber oft auch nur, wenn sie sie hart anfassen. Wie wir es schaffen werden, dass die Kinder Respekt vor uns haben, ist mir noch nicht so klar.

S wie SonneDie Sonne scheint hier echt fast jeden Tag und mittlerweile gewöhnen ich mich immer mehr an die Hitze.

T wie TouristWenn wir außerhalb der Einrichtung unterwegs sind in der Stadt, werden wir oft als Touristen wahrgenommen. Natürlich sind wir keine und möchten eigentlich nicht so gesehen werden, aber da man uns unserer Herkunft immer ansehen wird, ändert sich das auch nicht.

U wie UnordnungManch einer würde behaupten Bolivien ist ein Land in Unordnung. Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass man hier ein anderes Verständnis von Ordnung hat als in Deutschland. Es muss nicht alles perfekt organisiert sein, um zu funktionieren.

V wie VerantwortungManchmal hätte ich gerne mehr Verantwortung im Hogar, manchmal überfordert mich die Verantwortung, die ich habe für die Jungen. Das wird auch noch einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe.

W wie WestenSanta Cruz als größte und ökonomisch stärkste Stadt Boliviens ist sehr westlich geprägt. Die reicheren Menschen der Stadt orientieren sich in ihrem Wohlstand sehr stark an den Vereinigten Staaten und Europa.

Y wie Yucadas ist eine  Art von Wurzel, die hier sehr viel gegessen wird. Man kann sie mit Kartoffel vergleichen und sie schmecken sehr gut.

Z wie ZeitDie Zeit fliegt immer noch in einem unglaublichem Tempo. Man merkt gar nicht, wie die Wochen dahin ziehen. Jetzt sind schon Sommerferien und nächste Woche fahren wir mit den Kindern zwei Wochen auf ein Sommerlager.

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4 Kommentare

  1. Vielen Dank, das freut mich!

  2. Liebe Barbara, schön von Dir zu lesen!
    Ich schau mal was wir aus Deinem ABC machen können,es beschreibt sehr einfach und gut was ein Freiwilligendienst bei DB ao alles bedeutet.

    Liebe Grüße
    Ulla

  3. danke Sonja, freut mich von dir zu hören!

  4. Sonja

    Dein bolivianisches Alphabet ist sehr schön formuliert, ich mache mir so eine bessere Vorstellung von deinem Eindruck und dem Land als so manch ein Bild es tun würde 🙂 Ich freue mich auf weitere Berichte!

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