Hallo ihr Lieben,

jetzt kommt endlich mal wieder ein Blogeintrag von mir. In letzter Zeit war einiges los. Zu viel, um alles in einen Blogeintrag zu packen. Darum geht es jetzt erstmal ums Festen. Um Ostern, das „Fête de la Reconnaissance“ (das Fest der Dankbarkeit) und wie mir der Glaube im Alltag begegnet. Also seid gespannt 😉 Viel Spaß beim Lesen.

Wie ich Ostern gleich und doch wieder ganz anders erlebt habe

Was mir bei diesem Osterfest vor allem in Erinnerung geblieben ist, ist die Begeisterung und Leidenschaft, mit der hier alle gebetet, geschwiegen, gesungen, getanzt und gefeiert haben.

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Kreuzweg am Karfreitag

Beginnend beim Palmsonntag. Die Prozession mit echten Palmwedeln war voller Musik, Tanz, Gesang und vieler begeisterter Menschen. Ich habe es richtig gespürt: jetzt zieht Jesus in Jerusalem ein! Hosianna!

Auch beim Kreuzweg am Karfreitag waren sehr viele Menschen zugegen, allerdings lief es dort viel ruhiger ab. Unter der brennenden Mittagshitze von Cotonou gingen über hundert Menschen den Leidensweg Jesu. Drei Stunden lang. Niemand hat schlapp gemacht. Auch nicht als das Lautsprecherauto stehen geblieben ist. Es wurde kurzerhand mit vereinten Kräften bis zur Kirche geschoben. Dort angekommen ging es dann auch gleich mit einer zwei stündigen Messe weiter. Auf so einer langen Karfreitagsmesse bin ich auch noch nie gewesen. 😉

Am allerbesten hat mir die Osternacht gefallen! Wie bei uns, gab es ein Osterfeuer. Nur etwas (viel) größer. Von der Osterkerze ausgehend, wurde das Licht in der ganzen Kirche weitergegeben, bis dieser riesige Raum hell erleuchtet war. Und so wie die Flamme von Kerze zu Kerze weitergegeben wurde, sprang die Begeisterung wie ein Funke von dem einen zum nächsten, bis die ganze Gemeinde die Auferstehung Christi feierte. Es war wunderschön! Von dieser Atmosphäre mitgerissen, stand ich kurzerhand tanzend und „Jesus lebt“ singend in der Kirche. Ich wollte gar nicht mehr aufhören. 😉

Wie ich die Generaloberin der Don Bosco Schwestern persönlich kennenlernte und ihr die Hand schüttelte9

Gleich nach Ostern ging es schon weiter mit dem Festen. Denn jetzt war das „Fête de la Reconnaissance“ (Das Fest der Dankbarkeit). Dieses Fest wird jedes Jahr bei den Don Bosco Schwestern gefeiert. Eigentlich eher im kleinen Rahmen, doch dieses Jahr kam die Generaloberin der Don Bosco Schwestern Mère Yvonne zu uns nach Cotonou. Man könnte sagen der weibliche Papst. 😉 Dem entsprechend wurde alles viel größer aufgezogen. Aus der ganzen Welt reisten Schwestern und Novizinnen an, das ganze Haus war voller Leben. Eine ganze Woche lang war volles Programm. Die Präsentation der Projekte, Diskussionen, kulturelle Abende, Messen, und, und, und. Alles unter dem Motto „Danke sagen“. Eine Woche voller Begegnungen, Erlebnisse und Eindrücke! Es war unglaublich spannend diese unterschiedlichen Menschen kennen zu lernen und ihre ganz persönlichen Lebensgeschichten zu hören. Und trotzdem bin ich jetzt ganz froh wieder in Ruhe und mit verschlafenen Augen am Frühstückstisch sitzen zu können.

Der Glaube spielt hier eine ganz wichtige Rolle. Egal wo, egal wann, er ist immer da. Um euch den Glauben hier und vor allem wie er mir hier begegnet etwas verständlicher zu machen, nehme ich jetzt folgende Stichwörter genauer unter die Lupe: Gottesdienst, Danken und Teilen, Vertrauen auf Gott und die Gemeinschaft der Religionen.

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Hier ist es selbstverständlich am Sonntag in die Messe zu gehen. Jeden Sonntag ist die Kirche, in die min. tausend Leute reinpassen, voll. Von Neugeborenen, über Jugendliche bis hin zu Oma und Opas sind alle da. Gekleidet in ihren Sonntagsgewändern wird gesungen, getanzt und gebetet. Der Gottesdienst wird immer von einem mitreisenden Chor begleitet und bei Hochfesten werden traditionelle Tänze in die Messe eingebaut. Es ist ein Treffpunkt für alle Altersklassen, bei dem Musik, Gebet und Tanz die Menschen verbindet. Ich merke richtig: „Ich gehöre dazu!“

Danken und Teilen

Am Anfang hat es mich etwas irritiert, mittlerweile ist es ganz normal geworden: Viele meiner Kollegen machen vor jeder Mahlzeit (sei sie auch noch so klein) ein Kreuzzeichen. Ich finde diese Geste echt schön. Sie zeigt: „Ich bin mir bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich genug zu essen habe. Und aus diesem Grund möchte ich Gott dafür danken.“
Wenn meine Kollegen essen, werde ich immer eingeladen mitzuessen. Manchmal nehme ich die Einladung an, und manchmal werde ich gar nicht gefragt, sondern es wird mir einfach was zu essen in die Hand gedrückt. Teilen gehört hier einfach dazu. Ich sehe es bei den Mädchen in der Baraque SOS oder auch bei den Mädchen im Foyer. Selbst das Wenige, was sie haben, wird geteilt. Es ist leicht zu teilen, wenn man viel hat, aber wenn man wenig hat und es teilt, bedeutet das umso mehr.

Vertrauen auf Gott

Gott ist im Alltag der Menschen hier präsent. Geschäfte tragen den Namen „Dieu fera!“ (Gott wird’s schon richten), Kinder tragen die Namen „Exauce“ (erhört) oder „Deo gratias“, Jugendliche wünschen sich gegenseitig „Que dieu te benisse“ (Gott beschütze dich). Das Vertrauen auf Gott ist allgegenwärtig. Es spiegelt sich auch in einem gewissen Optimismus wieder: „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Denn Gott hat einen Plan für mich.“

Die Gemeinschaft der Religionen

Was mich bei den Don Bosco Schwestern sehr beeindruckt, ist die Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die über Konfessionen und Religionen hinausgeht. Das merke ich zum Beispiel in den Projekten. Der Direktor im „Maison du Soleil“ ist Moslem und trotzdem sorgt er dafür, dass immer am Anfang der wöchentlichen Besprechung das „Vater unser“ gesprochen wird. Wie es unsere Oberschwester einmal so schön formuliert hat: „Egal an welchen Gott wir glauben, wir glauben doch alle an die selben Werte. Und das ist das Wichtige.“

All diese Erfahrungen bereichern meinen Glauben und geben mir immer wieder neue Anregungen zum Nachdenken. Ich hoffe, dieser Blogeintrag regt auch euch zum Nachdenken an!

Liebe Grüße,

Anna