Hallo ihr Lieben,

lang, lang ist der letzte Blogartikel her. Irgendwie habe ich einfach keine Zeit gefunden, zu schreiben. Vielleicht weil ich so langsam das Gefühl habe, angekommen zu sein. Der Alltag hat sich eingespielt, mittlerweile kenne ich die Abläufe, verstehe die Art der Leute und benutze schon ganz automatisch einzelne Wörter in Fon. Auf meiner Reise in den Norden habe ich die Kultur in Benin auch noch näher kennengelernt. Davon wollte ich euch ja schon lange erzählen und jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden. Also viel Spaß beim Lesen.P1050334

Der Norden Benins ist so, wie ich mir Afrika zuhause in Deutschland vorgestellt habe. Man findet typische rote Erde, die Straßen sind voller Schlaglöcher und in den Dörfern gibt es weder Strom noch fließend Wasser. Es war eine unglaubliche Reise und geprägt wurde sie vor allem von den Menschen und der Natur. Also zwei kleine Exkurse, wie ich die Menschen aufgenommen und diese wunderschöne Natur in mich aufgesogen habe.

Von Menschen und der Bedeutung von Heimat

Genau wie in Cotonou wurden wir auch hier mit einem herzlichen „Weiße, Weiße“ begrüßt. Da im Norden Benins andere Stammessprachen gesprochen werden, änderte sich die Bezeichnung für „Weiße“ auf unserer Reise immer wieder, die Art blieb aber die gleiche. Die Menschen leben in kleinen Dörfern oder in den etwas größeren Städten. In den Städten läuft vieles wie in Cotonou ab nur viel, viel kleiner. Die Dörfer bestehen aus mehreren Hütten, die zum großen Teil aus gestampftem Lehm gebaut sind. Nicht überall gibt es Schulen und die Frauen und Männer laufen täglich mehrere Kilometer zur nächsten Stadt um ihre Waren zu verkaufen. Dazu müssen sie mit ihren Lasten sogar teilweise über Berge. Viele Dörfer haben einen Medizinmann und teilweise sogar einen König. Die Dörfer sind also noch sehr traditionell. Oft ohne Strom und fließend Wasser. Das Interessante für mich war, dass die „moderne Welt“ doch sehr wohl präsent ist. Zum Beispiel in DSCN6515der Fußballmannschaft, die gerade in voller Montur am Rande eines sehr traditionellen Dorfes gespielt hat, als wir vorbeikamen. Oder auch an den Motorrädern, die man auch hier überall sieht. Hier trifft Tradition auf Moderne. Und das Faszinierende für mich ist, dass diese Kombination echt gut funktioniert. Die Menschen leben ihre Traditionen, sie kenne ihre Wurzeln und sind sich ihrer Vorfahren und ihrer eigenen Geschichte bewusst.  Zum Beispiel ist es für die Söhne des Medizinmannes vollkommen klar, dass einer von ihnen beim Tod des Vaters, dessen Amt übernehmen wird und damit auch alle Privilegien und Einschränkungen. Vermutlich muss er dafür sogar seinen bisherigen Alltag aufgeben. Genau das fand ich so interessant. Diese Menschen sind mit ihrem Leben zufrieden, ob sie nun viel haben oder wenig. Für sie ist klar, dass man auch gewisse Verpflichtungen im Leben hat und dass das alles aber auch Heimat bedeutet.

Auch ich selbst merke in Benin immer mehr, wie wichtig mir meine eigene Heimat ist und wie viel doch dazugehört. Was ich also von den Menschen auf meiner Reise mitnehme, ist auf meine Wurzeln zu vertrauen und aus ihnen Kraft zu schöpfen. Um in unserer „schnellen und hektischen“ Welt nicht aus den Augen zu verlieren, was mir wichtig ist.P1010001

Von wunderschönen Orten voller Ruhe und Beständigkeit

Ruhe, Beständigkeit und Gelassenheit habe ich auch von der Natur erfahren. Ich habe unter Wasserfällen gebadet, bin über Felder gewandert, durch tiefstes Grün gestapft, habe im Nationalpark Elefanten auf zehn Meter Nähe beobachtet und die Früchte eines hohlen Baumes gegessen.  Ich habe die beruhigende Stille und die unglaubliche Weite genossen. Wunderschöne Sonnenuntergänge und -aufgänge erlebt und ein Meer aus Sternen gesehen. In dieser wunderschönen Natur konnte ich zu Atem kommen und Kraft tanken.
Neue Menschen und neue Natur. Diese beiden Punkte, die unweigerlich zusammengehören, haben mich auf dieser Reise begleitet und sehr beeindruckt. Ich hatte eine wunderschöne Zeit und hoffe euch ein paar Eindrücke und Gefühle vermittelt zu haben. Auf meiner Galerie findet ihr noch ganz viele Bilder. Wenn ihr noch Fragen habt meldet euch einfach oder lest die Blogeinträge von Vroni und Franzi.

P1050215

So, das war´s über den Norden. Ich habe aber noch so viel zu erzählen, darum geht’s gleich weiter 😉

eure Anna