Lydia möchte Postkarten verschicken.

Ein Selfie, auf den man mich beim Postkartenschreiben sieht.

Ein Selfie mit den älteren Hosteljungs, auf dem man mich bei genauem Hinschauen beim Postkartenschreiben sieht

Da es in Vilathikulam keine Postkarten gibt, kauft sie sich im Urlaub viele, um sie in Vilathikulam fertig zu schreiben. Lydia gibt sich sehr viel Mühe und schreibt in vielen Studytimes (das ist die Lernzeit der Jungs), während sie die Jungs beim Lernen beaufsichtigt (bzw. die Bilder anschauen lässt). 😉

Die Straße, in der Vilathikulams Post Office liegt

Die Straße, in der Vilathikulams Post Office liegt

Nun möchte Lydia, dass diese Postkarten an ihre Adressaten gelangen. In der Pause geht sie mit zwei Jungs zum Postoffice, die ihr nicht nur die Wartezeit versüßen, sondern auch bei der Übersetzung von Tamil auf Englisch helfen.

Zuerst schauen sich die überforderten Mitarbeiter die Bilder an, auf deren Rückseite sich  viele Mini-Zeilen in Lydias Handschrift befinden. Sie fragen, ob Lydia Umschläge kaufen will, um die Bilder reinzutun. Lydia versucht mithilfe der beiden Jungs zu erklären, was Postkarten sind und dass sie nur noch Briefmarken benötigt. Wegen Überforderung der Mitarbeiter wird der Chef geholt. Zwischendurch ist noch Tee-Pause und alle Kunden müssen noch kurz abwarten, bis der Tee getrunken ist.

Nachdem alle Bilder ausgiebig vom Chef inspiziert worden sind, müssen die Jungs nochmal erklären, dass diese Postkarten nach Deutschland geschickt werden sollen, die Adressen bereits draufgeschrieben sind und nur noch die Briefmarken fehlen.

Nach weiteren Überlegungen und Recherchen scheint es zu klappen! Es wird ein Preis von 25 Rupien pro Postkarte genannt (ca. 35 Cent) und wir erhalten 1-Rupien-, 3-Rupien- und 20 Rupien-Briefmarken. Das heißt, dass wir auf jede der 11 Postkarten nun vier Briefmarken kleben müssen. Ich habe Glück, denn der Platz hätte für keine fünfte Briefmarke mehr gereicht 😉

Lydia gibt die frisch beklebten Postkarten erwartungsvoll an einen Mitarbeiter. Dieser legt sie jedoch nur in eine Ecke, die nicht so aussieht, als würde dort die Post gesammelt werden. Die beiden Jungs lachen Lydia aus und erklären ihr, dass sie das Geld sicher umsonst gezahlt hat und die Fotos direkt im Müll landen. Lydia muss mitlachen, ist aber auch etwas panisch. Der eine Junge sieht meine Beunruhigung und beide gehen nochmal zum Chef und geben ihm auf Tamil zu verstehen, dass die Postkarten auch in Deutschland ankommen sollen.

Etwa 11 Tage später erhielt ich erste E-Mails zum dankbaren Erhalt der Postkarten. Denn wie Einige der Leser vielleicht aus eigener Erfahrung wissen, hat alles geklappt.

Und die Moral von der Geschicht: Lass alles auf dich zukommen, denn Sorgenfalten brauchst du nicht! 😉

Eure Lydia

(Es ist eine leicht überspitzt dargestellte Geschichte, die aber genau so wirklich stattgefunden hat. Zur Erklärung: In Vilathikulam hat niemand das Geld oder das Interesse daran, aus Jux und Tollerei Postkarten mit viel Bild und wenig Inhalt zu verschicken. Für mich ist Postkartenschreiben etwas total Normales, weswegen es zu diesen interkulturellen Missverständnissen kam. Doch es wurde mal wieder gezeigt, dass das Misstrauen bzw. die Sorgen um meine mühevoll geschriebenen Postkarten total unbegründet war. Übrigens: Stefan, mein Mitvolontär im ebenso kleinen Dorf Keela Eral hatte keine Probleme beim Verschicken seiner Postkarten. Und vor allem in den Städten geht das sicher auch ohne Probleme)