7500 Euro für einen Soldaten und 1500 Euro an einen Schüler

Britta

Jährlich werden in Kolumbien ungefähr 18.000.000 Pesos (7500 Euro) für einen Soldaten ausgegeben. Für einen Schüler 3.515.000 Pesos (1500 Euro).
2009 gibt Kolumbien 3,7% des BIP für das Militär aus. Für Bildung gerade mal 0,69%.

Der Schulbeginn in unserer Schule in Aguablanca war so chaotisch wie noch nie. Das lag nicht etwa an der schlechten Organisation unserer geliebten Schulleiterinnen, sondern viel mehr daran, dass der Staat hier macht, was er will.

Bisher mussten die Eltern unserer Schüler in Aguablanca einen Jahresbeitrag von 140.000 Pesos (ungefähr 50 Euro) bezahlen. Davon wurden zum Teil die Kopierkosten, die vielen Projekte an der Schule (jede Woche kommen einige der besten Musiker Calis an die Schule, um unsere Schüler dort in Violin, Cello, Querflöte und Schlagzeug zu unterrichten) und die Fahrten zum Sportunterricht (am Rande Calis, im Grünen, für viele der Kinder die einzigen Ausflüge aus dem Armenviertel Aguablancas) abgedeckt.
Nun hat der Staat jedoch beschlossen, dass dieser Beitrag wegfällt, was sich vielleicht auf den ersten Blick nach einer guten Idee anhört. Bildung soll gratis sein.
Doch Bildung ist nun mal nicht gratis. Papier, Druckerpatronen und Projekte kosten nun eben leider Geld. Doch anstatt unserer Schule einen Zuschuss zukommen zu lassen, damit all unsere Projekte weiter aufrechterhalten werden können, sollen wir nun einfach ohne das Geld zu Recht kommen.

Deswegen stand bis vor Kurzem noch nicht fest, ob wir überhaupt mit unseren Projekten, die den Kindern so viel Freude bereiten, weitermachen können.
Jahrelang wurden Instrumente gekauft, Stunden über Stunden in das musikalische Talent der Schüler gesteckt – und nun sollte das alles abbrechen? Que horror!

Also wurde kurzerhand eine Elternversammlung einberufen, auf der fast alle ohne zu murren eine Einverständniserklärung unterschrieben, in der sie mitteilten, dass sie das Geld auch weiterhin überweisen wollen. So können zum Glück wahrscheinlich zumindest die Musikprojekte weitegeführt werden. Die Fahrten ins Grüne, die von den Schülern immer so sehnsüchtig herbei gefiebert werden, fallen jedoch zumindest im Moment leider aus. Stattdessen wird der Sportunterricht auf dem tristen Teerplatz neben der Schule vorgenommen.

Und wenn man dann hört, dass Kolumbien mehr Geld in das Militär oder seine Gefangenen investiert, kommen einem doch einfach nur die Tränen.

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1 Kommentar

  1. Ist ja schrecklig! Ja, mit Geld und Sozialem geht Kolumbien leider fast so schlimm um wie sein Vorbild USA. Aber gut, dass einiges gerettet werden konnte.. Ánimo!

Kommentare sind geschlossen.

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